Empowerment in knappen Höschen

„Keiner kann versteh’n wie’s ihr geht, wenn sie sich da oben dreht“ singt der Rapper Bausa in seinem Lied ‚Stripperin‘. Zu Recht, denn Pole-Tänzerinnen sind bei weitem unterschätzte Athletinnen.

Der Begriff „Poledance“erinnert meist an verruchte Bars, schummriges rotes Licht und leicht bekleidete Damen, die sich für Geld an einer Stange räkeln. Doch wer den Schritt in ein Poledance Studio wagt, entdeckt erst die Vielseitigkeit dieser Sportart.

Zum Warm-up läuft meist Gute-Laune-Musik mit einer Message: Du bist gut so wie du bist. Die Bewegungen, die am Ende der Stunde eine Choreografie ergeben, sind verführerisch und kraftvoll zugleich. Es herrscht kein Konkurrenzkampf; das Studio ist ein sicheres Umfeld zum Ausprobieren und Lernen. Die Wohlfühl-Atmosphäre bedingt sich selbst: wenn alle in kurzer Kleidung umhergehen, sind alle gleichermaßen unverhüllt und frei. Das ist genau das Gefühl, das in einem Pole-Studio entstehen soll.

Die Sexualisierung des Pole-Sports wirft ein negatives Licht auf eine Sportart, die abseits des Rotlicht-Milieus eine hohe akrobatische Kunst darstellt. Wie beim klassischen Geräteturnen liegt der Fokus auf der Ausführung der Bewegungen und der Haltung. Der Kraftakt, sich für längere Zeit an der Stange zu halten und mit Präzision von einer Figur in die nächste zu gleiten, gleicht Hochleistungssport. Doch, sobald eine Metall-Stange verwendet wird, verschiebt sich der Betrachtungsrahmen.

Deshalb hat dieser Sport ein besseres Image verdient, weg von Glitzer-Höschen und Geldscheinen. Wenn sich also das nächste Mal Sie, oder Bausa, sich fragen, wie es der Tänzerin an der Stange geht – sie ist in erster Linie am Trainieren, und dies auf eine besonders ästhetische Art und Weise.